1. Juli 2012

Mario und der Zauberer: S. 29/30 Analyse (Erzähltechnik, rhethorische Mittel etc.)

Analyse: „Mario und der Zauberer“. S.29/30
~Thomas Mann~

Die Textstelle von Seite 29 bis 30 der Novelle „Mario der Zauberer- ein tragisches Reiseerlebnis“ von Thomas Mann legt die Argumente des Erzählers dar, die gegen die Abreise sprechen, dar ohne auf Gegenargumente einzugehen. Der Gedanke der Abreise ist bereits nach dem Hotelwechsel vorhanden und wird mitunter durch die Beschwerde der Italiener und folglich eines Bußgeldes aufgrund des ca. zweiminütigen Nacktbadens der Tochter des Erzählers verstärkt. Bei der Erörterung versteckt der Erzähler sich unter anderem hinter der These einer intellektuellen Person, um seinen schwachen Argumenten Stärke zu verleihen. Außerdem wird deutlich, dass er die getroffene Entscheidung bereut. Alles in allem erscheint sein Argumentationsgang beim ersten Lesen auf Ausreden zu basieren.

Die gegebene Textstelle lässt sich in verschiedene Sinnabschnitte gliedern, welche den Argumenten des Erzählers entsprechen. Der erste Abschnitt ist von Zeile 11 bis 17 (Seite 29). Zu Beginn wird schon aufgelöst, dass die Familie sich entschieden hat zu bleiben. Anschließend folgt das erste Argument. Er behauptet, dass es Trägheit sei, die sie von einer vorzeitigen Abreise abgehalten hat. Dabei bezieht er sich auf ein Zitat eines Dichters, der dieses Phänomen erkannt habe.
Das zweite Argument (Z. 18-21, S.29), das gegen eine Abreise steht, ist, dass eine Abreise schwäche zeigt und man schließlich zum Trotz bleibt.
Des Weiteren sei ein weitere Grund den Urlaub fort zu setzten, sei das Verlassen des „Herrn im Schniepel“  (S. 30) aus dem Urlaubsort.
Auch die Tatsache, dass die Situation merkwürdig ist, stellt für den Erzähler ein Pro-Argument dar. Der zugehörige Abschnitt beginnt in Zeile 9 und endet in Zeile 24 jeweils auf der Seite 30. Der restliche Teil des Abschnittes ist die Entscheidung trotz aller Vorkommnisse die Reise fortzusetzen.

Des Weiteren findet man Besonderheiten in der Erzählweise des Erzählers.
Der Erzähler beginnt diese Textstelle mit einer Vorausdeutung, die darauf schließen lässt, dass er diese Entscheidung bereut und nun Gründe für das Fortsetzen des Urlaubs sucht, obwohl viele Argumente dagegen sprechen.
Da es sich bei der Textstelle um eine Argumentation handelt, kann man schlussfolgern, dass der Erzähler erörtert und seine Entscheidung erklärt. Ferner beschreibt er die Stimmung und Atmosphäre als „merkwürdig“ (S. 30). Das bedeutet auch für die Darstellungsform, dass der Erzähler sie Erlebnisse erlebt und bewertet. Die Bewertung findet ebenfalls beim letzten Argument statt, denn er stellt Fragen und beantwortet sie ganz klar mit „Nein“ (Z.19, S.30). An dieser Stelle erklärt er, dass man nicht abreisen sollte, wenn eine Situation nicht so abläuft, wie man es sich wünscht.
Hier findet ebenfalls wie schon bei vorherigen Abschnitten ein Wechsel der Zeit statt, sodass die Aussage des Erzählers als Feststellung und Wahrheit dasteht. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass der Urlauber zwei Fragen mit demselben Inhalt hintereinander stellt („Soll man die Segel streichen und dem Erlebnis ausweichen, sobald es sich nicht vollkommen danach angetan ist, Heiterkeit und Vertrauen zu erzeugen? Soll man abreisen, wenn das Leben sich ein bisschen unheimlich, nicht ganz geheuer oder etwas peinlich und kränkend anlässt?“, S.30).
Ein weiteres sprachliches Gestaltungsmittel wird hier vom Erzähler angewandt. Er bezieht eine Abreise aus Italien auf das Leben und vergleicht die Situation sich für etwas zu entscheiden mit dem Leben. Man solle sich Herausforderungen stellen und nicht fliehen, wenn es unangenehm wird.
Ebenso wechselt er das Tempus, als er einen Dichter zitiert (S.29). An dieser Stelle bringt er seine Intellektualität zum Ausdruck, da er sein Wissen demonstriert. Gleichzeitig weicht der Erzähler aus und versucht weiterhin, Argumente, die seine Entscheidung rechtfertigen, zu finden. Da es den Erzähler in keinem guten Licht stehen lässt, zu sagen, dass die Familie aus Trägheit blieb, zitiert der Erzähler an dieser Stelle einen Dichter. Dadurch und durch die Veränderung der Zeit erscheint sein Argument logisch, nachvollziehbar und allgemeingültig. Ebenfalls die Verwendung von Fachsprache („Apercu“, S.29) zeigt, dass der Erzähler ein großes Allgemeinwissen besitzt. Dadurch glaubt der Leser, dass die Entscheidung wohl überlegt sein musste.
Außerdem kann man sagen, dass der Erzähler im Verlauf seiner Argumentation immer sicherer wird. Am anfang verwendete er Argumente von einem Dichter als Erklärung, dann sagt er „es mag sein…“ (S:30), was unsicher wirkt und am Ende findet er eine ganz klare Antwort auf die Frage „Soll man gehen…?“ (S.30), die lautet „nein“.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Erzähler seine Entscheidung bereut aufgrund der Vorausdeutung am Anfang. Zudem versucht er, die Entscheidung zu erklären, obwohl es ihm anscheinendschwer fällt. Das sieht man z. B. auf Seite 30, wo er die Wortwahl „es mag sein“ verwendet.  
Er demonstriert zudem, dass eine Fehlentscheidung menschlich ist und jedem passieren kann, auch wenn diese Entscheidung peinlich für ihn scheint, da so ein Vorfall einem intelligenten Mann aus einer hohen sozialen Schicht nicht hätte passieren dürfen. Außerdem hat der Erzähler in vielen vorherigen Abschnitten sich selbst über dem restlichen Volk gesehen und herablassend reagiert.

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