17. Januar 2016

Ich muss es dir sagen. Teil 2

Verliebt, verlobt, verheiratet.
Ich hatte es mir einfacher vorgestellt. Oder einfach anders. Du hattest mich überfordert. Du wolltest eine Affäre. Du hast mich Dinge gefragt, auf die ich keine Antwort hatte. Details über den Ablauf der Affäre. Woher sollte ich das wissen? Das war so neu für mich. Je mehr du darüber geschrieben hast, desto unwohler fühlte ich mich. Sagte einfach etwas, um das Thema zu beenden. Ich wollte darüber nicht reden. Es war mir so unangenehm, aber ich steckte mitten drin. Spieltest du mit mir, ohne es zu wollen? Oder schlimmer. Spieltest du bewusst mit mir? Aber das konnte ja nicht sein. Ich hatte auch gesagt, dass ich das ok finde und auch eine Affäre will.
Ich erzählte dir davon, dass meine Beziehungen nie lange hielten und ich niemanden getroffen habe, mit dem ich mir vorstellen konnte, mein Leben zu verbringen. Dass eine Affäre für mich das Richtige sei. Ich habe dir aber eins verschwiegen. Das es sich bei dir anders anfühlt. Das du mir das Gefühl geschenkt hast, fliegen zu können, unendlich zu sein. Ohne dich ein zweites Mal gesehen zu haben. Aber mir selbst habe ich eingeredet, dass eine Affäre das Richtige ist.



Wir wollten uns diesmal Treffen. Miteinander Reden. Ganz normal einen Kaffee trinken und durch den Weihnachtsmarkt schlendern. Ohne Händchen halten. Haben wir festgelegt, weil ich nicht der Händchen halte Mensch war. Ich kannte niemandem, mit dem ich das je gemacht habe. Weil ich niemanden so sehr mochte. Nicht mehr mochte als einen Freund. Und bei einer Affäre hält man ja nicht die Hand, oder? Warum fragtest du mich? Wolltest du sicher gehen, dass ich keine Gefühle für dich empfinde, die weiter gehen? Das wir beide uns nur für die Affäre trafen? Genau deshalb sagte ich, dass ich deine Hand nicht halten wollte. 
Es regnete. Du hast unsere Verabredung abgesagt. Erneut. Ich war enttäuscht. Ging raus, um meinen Frust freien lauf zu lassen. Um meine Energie in einem Spaziergang zu verlieren. Du hast mir geschrieben. Mich vertröstet, aber ich war nur enttäuscht, sauer, traurig. Ich lief in die Innenstadt Ich hatte so viel Energie und bin so viele Kilometer in so kurzer Zeit gelaufen. Du wolltest zu mir kommen, mich unbedingt sehen. Aber irgendwas hat dich immer gehindert. Ich war Stunden unterwegs. Habe dich immer über meinen aktuellen Standort informiert. Gehofft, dass du zu mir kommst. Und dann bist du losgegangen. Wolltest das ich auf dich warte. Und ich wartete. Diese erste Begegnung nach unserem Aufeinandertreffen im Club, sollte uns beiden nie aus dem Gedächtnis verschwinden. Dennoch fühlte es sich so an, als hätte ich das Treffen erzwungen. Hätten wir uns gesehen, wenn ich nicht gelaufen wäre? Hättest du mich nie nach einem Treffen gefragt?
Ich sah dich langsam kommen. Fragte mich, wie deine Stimme klang. Und wir umarmten uns kühl zur Begrüßung. Wir gingen durch den Weihnachtsmarkt. Schlenderten ohne viele Worte. Nicht weil wir keine brauchten sondern weil wir beide nervös waren und das was wir geschrieben hatten über all diese Tage, war wie vergessen. Wir mussten wieder bei null anfangen, wieder die Themen finden, über die man einfach redet. Eine normale Unterhaltung führen. Die Zeit verging. Wir hatten oberflächliche Gespräche und gingen in den Stadtpark. Einer der wenigen Orte mit vielen Bäumen, Wiese und Natur. Still. Dort fühlte ich mich wohl. Gut. Es war der perfekte Ort, an dem wir auftauen konnten. Wir redeten. Dann küsstest du mich. Magie. Ja wie Magie hat es sich angefühlt. Mein Herz hat gepocht. So Stark. Ich fühlte es in meinem Hals pochen. Meine Lippen vibrierten. Du hast gezittert. Hast aber gesagt, dass alles in Ordnung war. Warst du nervös? War dir kalt? Wir liefen weiter. Glücklich. Ich vergaß die Affäre und freute mich auf den Augenblick mit dir. Dann hast du mich wieder geküsst. Es war so intensiv, so übermannend, so schön. Du hast mich anschließend hochgehoben und gedreht. Ich lachte. Fand den Moment so schön, bis mein Gefühl des Glücklichseins überschattet wurde durch die Realität. ich durfte mich nicht verknallen.
Es war nur eine Affäre. Deine Hand lag auf meiner Jacke. Du hast mir an die Brust gefasst. Ganz sanft. Ich habe dich angefasst. Dann wurde es immer intensiver. Wir verloren uns und vergaßen alles um uns herum. Für eine Augeblick waren wir in unserer eigenen Welt. Ich dachte an die Affäre. Wir verabschiedeten uns. Es ging nicht weiter. Kein Sex für heute. Auf dem Weg aus dem Park fragte ich dich dann, ob es dir etwas ausmachen würde, wenn ich jemand anderen Daten würde. Und du hast Nein gesagt. Einfach so. Wir führen ja eine Affäre, hast du gesagt. Ich war enttäuscht und habe meine Gefühle von dir gelöst. Ich habe an dem Tag angefangen eine Mauer zu bauen. Eine Mauer, die meine Gefühle und Gedanken versteckt. Jeder Stein sollte mir helfen, dich mir nicht nahe kommen zu lassen. Nur eine Affäre.
Ab diesem Tag, ab diesen Worten habe ich dir nie wieder etwas persönliches erzählt. Alles auf die Affäre reduziert. Du hast es nicht gemerkt. Was hast du gedacht? Du hast es mir nicht gesagt. Dir keine Mühe gegeben und mich verletzt, ohne es zu wissen. Aber da wusste ich, was du willst. Nichts. Der Tag war eigentlich so schön und doch so blöd.

Teil 1 findet ihr weiter unten im Blog 😊

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